Güstrow ist die Kommune mit den besten Angeboten für barrierefreien Tourismus in Mecklenburg-Vorpommern – der Trimaran der Blowatzer Firma MaZa ist das innovativste Angebot für Menschen mit Behinderungen. Das ist das Ergebnis des ersten landesweiten Wettbewerbes „Tourismus für alle“, der im Herbst 2010 vom Tourismusverband Mecklenburg-Vorpommern ausgerufen wurde. Am Landeswettbewerb konnten Kommunen und Anbieter, die praktikable Konzepte im Umgang mit Menschen mit Behinderungen aufweisen können, teilnehmen. Ziel war es, Zentren des barrierefreien Tourismus aufzuzeigen, die in Zukunft koordiniert vermarktet werden können. Alle teilnehmenden Orte – neben der Barlachstadt Güstrow waren dies die Hansestädte Rostock und Stralsund, die Ostseebäder Koserow und Dierhagen sowie die Ostseeheilbäder Zingst und Graal-Müritz – erfüllten mehr als 60 Prozent der festgelegten Kriterien und schlossen den Wettbewerb daher mit dem Qualitätszertifikat Barrierefreier Tourismus (QMB) ab. „Teilhabe und Selbstbestimmung sind nicht nur eine Frage von Gesetzen und Finanzmitteln. Barrierefreiheit wird im Tourismus immer stärker zu einem Qualitätskriterium, das über die Wettbewerbsfähigkeit von Regionen und Angeboten mit entscheidet“, so Jürgen Seidel, Minister für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus. „Deshalb müssen Angebote im 'Tourismus für Alle' als zukunftsweisende Investitionen verstanden werden.“
Güstrow behauptete sich in der Kategorie „Kommunen“ mit einem strategischen Gesamtkonzept für den Umgang mit Menschen mit Behinderungen. Bereits vor drei Jahren hatte die Stadt unter der Federführung der Touristinformation und des örtlichen Behindertenverbandes eine Ist-Analyse zum Angebot durchgeführt und Stück für Stück bestehende Hürden abgebaut. Besonders hervor hob die 13-köpfige Jury aus Vertretern unter anderem des Tourismusverbandes, des Wirtschaftsministeriums, des Dehoga MV und des Landesgehörlosenverbandes die Kompetenz der Güstrower Touristinformation. Diese bietet unter anderem einen Flyer für Menschen mit Behinderungen an. Darin finden sich zum Beispiel Informationen zum Altstadtrundweg für Rollstuhlfahrer und Sehbehinderte. Zudem bietet die Stadt Tastführungen in der Gertrudenkapelle und in Ernst Barlachs Atelierhaus an. Darüber hinaus gibt es in Güstrow vier barrierefreie Hotels, Restaurants mit Speisekarten in Brailleschrift oder einen öffentlichen Personennahverkehr mit Einstiegshilfen. „Auf einen Nenner gebracht: Sinnes- und mobilitätseingeschränkte Gäste können in Güstrow aus einem breiten Angebot schöpfen“, so Bernd Fischer, Geschäftsführer des Tourismusverbandes. Eine solche Offenheit gegenüber dem erstarkenden touristischen Thema wünsche er sich für viele weitere Orte.
Gemeinsam mit der Firma MaZa, die bereits vier Exemplare des dreirümpfigen Hochgeschwindigkeitsbootes „Combi-Tri“ gefertigt hat, wurden in der Kategorie „Innovationen“ zwei weitere Unternehmen ausgezeichnet: die Reriker Segelschule Chudzik sowie die Sietower Event-Firma Tokon GmbH & Co. KG, welche Ausflüge und Kurse mit dem Trimaran anbieten. Der Trimaran, mit dem Gäste mit Behinderungen über Ostsee und Seenplatte gleiten können, schließt eine Lücke im wassertouristischen Angebot in MV.
Die vier Sieger des Landeswettbewerbs dürfen sich über ein Marketingpaket freuen, das die Beteiligung an Messen, die Einbeziehung in die Urlaubsbroschüren des Tourismusverbandes Mecklenburg-Vorpommern, die Erstellung eines Kurzfilmes sowie Pressearbeit beinhaltet. Der Wettbewerb soll in den kommenden Jahren fortgesetzt werden. Interessierte können sich an die Servicezentrale „Tourismus für alle“ beim Tourismusverband Mecklenburg-Vorpommern unter der Rufnummer 0381 4030677 wenden.
Hintergrund: Die Nachfrage nach barrierefreien Angeboten bzw. nach Produkten für Menschen, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind, wird in den kommenden Jahren und Jahrzehnten infolge des immer höheren Lebensalters weiter steigen. Zur Zielgruppe zählen nicht nur die rund neun Millionen Menschen mit Behinderungen in Deutschland,
sondern auch ältere oder erkrankte Menschen, Familien mit Kindern oder Schwangere. Experten gehen von insgesamt 20 Millionen Menschen aus, für die barrierefreie touristische Angebote interessant sein könnten – dies entspricht ungefähr jedem vierten Deutschen. Infolge der vor zwei Jahren vorgestellten Studie „Ökonomische Impulse eines barrierefreien Tourismus für Alle“ fehlt es in Deutschland an vernetzten Angeboten sowie vielerorts an einer nachhaltigen strategischen Planung. In Mecklenburg-Vorpommern liegt die Zahl der angebotenen Betten in dem Segment derzeit bei rund 1.500. Der Nordosten belegt als Ziel für Haupturlaubsreisen mobilitätseingeschränkter Menschen nach Bayern und Schleswig-Holstein den dritten Platz. Inzwischen sind rund 60 Prozent der Erlebnisbäder, 40 Prozent der Museen, 95 Prozent der Naturinformationszentren sowie 70 Prozent der Touristinfos mit oder ohne Unterstützung nutzbar. 2008 wurde vom Tourismusverband das Qualitätsmanagement Barrierefreier Tourismus etabliert, 2009 die „Servicezentrale Tourismus für alle“ mit drei Mitarbeitern eingerichtet, die das touristische Marketing und die Angebotsqualität koordiniert.
Das Qualitätszertifikat Barrierefreier Tourismus (QMB), das bislang 40 touristische Unternehmen in Mecklenburg-Vorpommern tragen dürfen, gilt für drei Jahre. Im Zuge des Landeswettbewerbes „Tourismus für alle“ wurde es auf Kommunen ausgeweitet.
Weitere Informationen: www.tmv.de/urlaub-fuer-alle</a>
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