Pressemitteilungen

03.09.2014

9 min

2141 Wörter

Erfolgreich und strapaziert: Tourismusbranche mit Hauptsaison und erstem Halbjahr zufrieden

Trotz kurzer Sommerferien ist Jahresbestmarke von 28,4 Millionen Übernachtungen in Reichweite / Konkurrenz nimmt zu / Wettbewerb wird über Qualität entschieden

Junge Surfer im beliebtesten innerdeutschen Sommerreiseziel (Foto: TMV/Roth)

Erfolgreich, aber auch strapaziert: Die Tourismusbranche zieht eine positive Bilanz der Vor- und der Hauptsaison, bemerkt aber auch die Folgen des in diesem Jahr besonders kurzen Sommerferienzeitraums. Der Blick auf die jetzt vom Statistischen Amt veröffentlichten Halbjahreszahlen verdeutlicht sogar, dass im Nordosten noch niemals zuvor in den ersten sechs Monaten eines Jahres mehr Übernachtungen und Gästeankünfte registriert wurden. Zwischen Ostseeküste und Seenplatte wurden von Januar bis Juni erstmals sowohl mehr als elf Millionen Übernachtungen (11,1) als auch mehr als drei Millionen Gäste (3,1) gezählt. Dies bedeutet 4,3 Prozent Zuwachs bei den Übernachtungen und 4,8 Prozent mehr Gäste als im Vorjahreszeitraum. „Ein erfreuliches Ergebnis mit einem sehr starken ersten Halbjahr, was weiter anspornt. Es geht dennoch insgesamt nicht darum, ständig Übernachtungsrekorde zu knacken. Unser Ziel ist es, dass unser Land über das ganze Jahr hin attraktiv ist. Da geht Qualität vor Quantität“, sagte Harry Glawe, Minister für Wirtschaft, Bau und Tourismus.

 

Hohe Auslastung in den Sommermonaten / Branche liefert Qualität

Die Geschäfte und Belegungen in den Sommerferien im Juli und August werden von der deutlichen Mehrheit der Vermieter als positiv eingeschätzt. Die Saisonumfrage des Landestourismusverbandes unter 300 Unternehmen ergab, dass mit Ferienbeginn in zwei Drittel der Betriebe mehr als 90 Prozent der Betten belegt waren; im verbleibenden Drittel lag die Auslastung zumeist nur wenig darunter. Die durchschnittliche Auslastung aller Betriebe im Land betrug in diesem Sommer knapp 90 Prozent und war damit um sechs bis acht Prozentpunkte höher als im Vorjahr. „Wir registrieren mit Freude: Mecklenburg-Vorpommern ist und bleibt das beliebteste innerdeutsche Sommerreiseziel“, so Jürgen Seidel. Dazu trügen Hotellerie und Gastronomie sowie Kulturträger gleichermaßen bei.

Etwa ein Drittel der sich an der Saisonumfrage Beteiligenden konstatierte eine höhere Auslastung als im Vorjahressommer. Etwas mehr als die Hälfte gab an, ähnlich gut wie in der Hauptsaison 2013 gebucht gewesen zu sein. Insbesondere in der Zeit bis Mitte August gab es flächendeckend viele ausgebuchte Quartiere. Kleine Auslastungsunterschiede waren zwischen Ostseeküste und Landesinnerem festzustellen. Während es in Ostseebädern und Hansestädten zwischenzeitlich so gut wie keine Kapazitäten gab, waren in einigen Binnenregionen noch vereinzelte Zimmer für Spontanreisende vorhanden.

 

Enger Ferienkorridor belastet Mitarbeiter und verhindert Umsätze in Millionenhöhe

Wie von vielen im Voraus erwartet, wirkten sich der späte Ferienbeginn und der sehr kurze Ferienzeitraum von 71 Tagen (gegenüber 85 Tagen im Jahr 2013) negativ auf die Geschäfte, die Verkehrssituation und die Belastung der Branchenmitarbeiter aus. Fast die Hälfte der vom Tourismusverband befragten Unternehmer bestätigte das. „Für die Sommerbilanz dieses Jahres genügt es nicht, die angereisten Gäste zu zählen. Wir müssen auch über die nicht unerhebliche Zahl spontaner Interessenten reden, die ihren Urlaub nicht in Mecklenburg-Vorpommern verbringen konnten“, erklärte Jürgen Seidel. Mehrere hunderttausend Übernachtungen und bis zu 50 Millionen Euro Einnahmen seien der Branche damit in diesem Sommer entgangen. Zugleich habe es für die Mitarbeiter durch die anhaltend hohe Belegungsrate kaum Entspannungsphasen und freie Tage gegeben. Auf Dauer wäre eine derart enge Ferienverteilung aus wirtschaftlicher, sozialer und verkehrlicher Sicht nicht zu verkraften. Daher sei es erfreulich, dass sich die Situation in den kommenden Jahren auch dank des vor kurzem getroffenen Kompromisses zwischen den Kultur- und Wirtschaftsministern der Bundesländer bessere. Ähnlich äußerte sich dazu auch Wirtschafts- und Tourismusminister Harry Glawe: „Ferienstart und Ferienende sollten im bundesweiten Vergleich weit auseinanderliegen. Ein breiter Ferienkorridor sichert Arbeitsplätze, hilft Staus einzuschränken und sorgt für eine gleichmäßigere Auslastung der Tourismuswirtschaft. Die Ballung auf wenige Wochen ist eine Konzentration, bei der die Qualität des Angebotes und die Belastung der Infrastruktur an ihre Grenzen stoßen. Ich bin froh, dass wir ab 2018 nicht nochmal in eine solche Situation kommen.“ Der Wirtschaftsminister, derzeit auch Vorsitzender der Wirtschaftsministerkonferenz (WMK), hatte sich deutlich für eine Kompromisslösung ausgesprochen, und die WMK hatte die Kultusministerkonferenz mehrfach aufgefordert, entsprechende Änderungen ab 2018 vorzunehmen. Mit Erfolg: Von 2018 bis 2024 liegt der Ferienkorridor im Durchschnitt bei 84,6 Tagen. Schon im kommenden Jahr wird sich die Situation mit 80 Ferientagen (27.6.-14.9.) etwas entspannen.

Zum Teil verstärkt wurde die bis Anfang Juli erschwerte Situation durch die Fußballweltmeisterschaft. Schon in früheren Jahren hatte sich gezeigt, dass sportliche Großereignisse die Aufmerksamkeit der Deutschen fordern und die Reiselust bremsen. So hat das erfreuliche Abschneiden der deutschen Nationalmannschaft bei der Fußballweltmeisterschaft einen leicht negativen Effekt auf die touristische Nachfrage im Nordosten gehabt, wie ein Viertel der Anbieter in der Saisonumfrage angegeben hat.

 

Wetter beeinflusst Nachfrage positiv / Überregionale Wetterberichterstattung zu ungenau

Viele Befragte bemerkten dahingegen, dass das überwiegend hochsommerliche Wetter im Nordosten die Buchungen positiv beeinflusst hat. Mit der Qualität der überregionalen Wetterberichterstattung hinsichtlich genauer und differenzierter Angaben ist allerdings eine knappe Mehrheit nicht zufrieden. „Dabei ist der Wetterbericht als ein entscheidendes Kriterium für spontane Urlaubsentscheidungen nicht zu unterschätzen“, sagte Jürgen Seidel. Laut Deutschem Wetterdienst war Mecklenburg-Vorpommern im Juli und August das mit durchschnittlich 720 Sonnenstunden sonnenreichste Bundesland; zudem fiel nirgendwo in Deutschland weniger Regen als an der Ostseeküste. „Das Wetter ist nicht planbar, die touristischen Rahmenbedingungen in Mecklenburg-Vorpommern schon. Diese werden wir stetig verbessern“, sagte dazu Minister Glawe.

 

Fast elf Prozent mehr ausländische Gäste im ersten Halbjahr 2014

Der Blick auf die Halbjahresstatistik verdeutlicht eine erfreulich positive Entwicklung der touristischen Nachfrage aus dem Ausland – wenn auch nach wie vor auf vergleichsweise überschaubarem Niveau. Im ersten Halbjahr 2014 wurden 371.000 Übernachtungen ausländischer Gäste und damit 10,8 Prozent mehr als zwischen Januar und Juni 2013 gezählt. Dies ist ebenso ein bisheriger Halbjahresspitzenwert wie die registrierten 139.000 Ankünfte internationaler Gäste (+14,8 Prozent). Unter den Nationen entfielen die meisten Übernachtungen auf niederländische Gäste (65.000, +11,0%), gefolgt von Dänen (61.000, +19,5%), Schweden (56.000, +5,8%) und Schweizern (44.000, +5,8%). Die – abgesehen von der Insel Usedom – auch im Sommer schlechte Erreichbarkeit Mecklenburg-Vorpommerns per Flugzeug hemmt die weitere Öffnung Mecklenburg-Vorpommerns für Gäste insbesondere aus der Schweiz und aus Österreich. Dennoch besteht berechtigte Hoffnung, dass das vor längerem gesteckte Zwischenziel von einer Million Übernachtungen ausländischer Touristen in diesem Jahr erreicht werden kann. Für 2013 wies das Statistische Amt den bislang höchsten Wert von knapp 945.000 Übernachtungen aus.
Camping profitiert von Sommerwetter / Alle Regionen schließen Halbjahr mit Plus ab

Vom überwiegend guten Wetter in der Vor- und Hauptsaison besonders profitiert hat erwartungsgemäß der Campingbereich. Im ersten Halbjahr wurden 1,11 Millionen Übernachtungen gezählt – fast 20 Prozent (19,7) mehr als im gleichen Zeitraum 2013. In den Sommerferien meldeten viele Plätze zeitweise volle Belegung, sodass zum Jahresende mit mehr als vier Millionen Übernachtungen und einem hervorragenden Ergebnis zu rechnen ist. „Wir haben eine Bandbreite von saisonunabhängigen Angeboten auf den modernen Plätzen in unserem Land. Indoor-Spielbereiche, Wellness-Anlagen, Einkaufsmöglichkeiten oder auch Animationsangebote sind mittlerweile bei größeren Anlagen Standard“, betonte Harry Glawe. Auch die Hotellerie verbuchte zwischen Januar und Juni positive Zahlen; die Übernachtungen in diesem Segment nahmen gegenüber 2013 um 5,4 Prozent zu. Einzig im Bereich der Ferienunterkünfte gab es im ersten Halbjahr kein Plus zu vermelden (-1,3%), besonders die Jugendherbergen hatten mit Rückgängen zu kämpfen (-10,7%).

Alle touristischen Regionen des Landes schlossen das erste Halbjahr mit einem positiven Ergebnis ab. Die höchsten Zuwächse gab es in Westmecklenburg (+7,2%), auf der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst (+5,7%), an der Mecklenburgischen Ostseeküste (+5,1%) und erfreulicherweise nach längerem auch wieder auf der Insel Rügen (+4,7%). Unter den Städten legten Schwerin (+6,2%), Rostock (+5,8%), und Stralsund (+5,5%) am stärksten zu.

 

Wärme beflügelt Open Airs / Museen nutzt kühlerer August / „Jahr der Romantik“ erfolgreich

Mit hochwertigen Programmen haben in diesem Jahr erneut auch die Musik- und Theater-Open-Airs sowie viele Museen und Freizeiteinrichtungen überzeugt. Die Störtebeker-Festspiele auf Rügen verzeichnen auch 2014 einen großen Publikumszuspruch von mehreren Hunderttausend Besuchern. Die Festspiele MV vermeldeten schon zur Halbzeit der Saison mehr als 50.000 Besucher. Auch die Schlossfestspiele Schwerin mit Verdis „Nabucco“ (32.000 Besucher), die Schlossgarten-Festspiele in Neustrelitz (14.000 Besucher) oder die Vineta-Festspiele der Vorpommerschen Landesbühne (19.000 Besucher) waren mit den Besucherzahlen im Wesentlichen zufrieden. Viel Resonanz erfuhren auch in diesem Jahr die Hanse Sail in Rostock mit einer Million Besucher, das ausverkaufte Kleine Fest im großen Park in Ludwigslust mit 18.000 Gästen oder die Festivals für jüngere Besucher wie Fusion, Immergut oder Pangea. Mit rund 11.000 Besuchern unter den Erwartungen blieben die Ostseefestspiele des Theaters Vorpommern mit ihrer neuen mobilen Bühne. Für viele Museen und Erlebniszentren war das anhaltende Sommerwetter zwischen Juni und Anfang August nicht ideal. Sie profitierten stärker von der kühleren Witterung ab dem zweiten Augustdrittel. So vermeldete zum Beispiel das Deutsche Meeresmuseum mit seinen vier Standorten am 20. August einen Tagesrekord mit 11.300 Besuchern. Die Zoos und Tierparks schafften es in der Sommersaison mit ihrem Angebot, viele der im Land weilenden Familienurlauber von einem Besuch zu überzeugen; so erreichte beispielsweise der Zoo Rostock mit seinem neuen Darwineum rund 90.000 Besucher im August und damit sein bestes Monatsergebnis seit mehr als zehn Jahren.

Jürgen Seidel lobte überdies die aus mehr als 40 Institutionen gebildete Initiative „Natürlich romantisch“, die 2013/14 das Themenjahr der Romantik umgesetzt hat. „Mit unzähligen Veranstaltungen und Bezügen im Land und mit hoher medialer Reichweite in Deutschland, Österreich und der Schweiz ist es gelungen, Mecklenburg-Vorpommern als ein Zentrum der Romantik und als Kulturland mit reichen Traditionen bekannter zu machen.“ Er sprach sich dafür aus, das Netzwerk über den 240. Geburtstag Caspar David Friedrichs am 5. September 2014 bestehen zu lassen und das Thema weiter touristisch und kulturell zu unterfüttern.

 

Anbieter von Charterbooten und Kanus ebenso zufrieden wie Fahrgastschiffer

Mehrheitlich zufrieden bis sehr zufrieden zeigen sich auch die wassertouristischen Anbieter im Land, die vom Tourismusverband separat zur Saison befragt wurden. So berichten Hausboot- und Motoryachtanbieter von einer besseren Buchungslage im Frühjahr gegenüber 2013 sowie von einer sehr guten Nachfrage im Juli und August, die auch durch die ausgeweitete Grenze für das führerscheinfreie Fahren auf 15 PS begünstigt wurde. Waren im Sommer in einigen Unternehmen teils alle Boote durch sowohl lang- als auch kurzfristige Buchungen verchartert, liegt die Auslastung auch im September noch auf einem akzeptablen Niveau von 70 bis 80 Prozent. Die Charterzeiten bewegen sich häufig im Bereich von zwei Wochen. Zunehmend werden die Boote auch von Urlaubern aus Süddeutschland, der Schweiz oder aus Österreich gechartert. Auch Kanutourismus war im Frühjahr und Sommer sehr gefragt, eigenen Angaben zufolge agierten die Anbieter zeitweise „an der Grenze ihrer Kräfte“. Neben Gästen aus anderen Regionen und Ländern nutzen auch Einheimische die Möglichkeiten zu Kanutouren. Ebenfalls positiv fällt schließlich das Saisonfazit der Betreiber von Fahrgastschiffen aus, die mehrheitlich von guten bis sehr guten Geschäften auf Vorjahresniveau sprechen, zum Teil aber Rückgänge im Bereich der Gruppentouristik beklagen.

 

Seidel: Branche ist konkurrenzfähig / Qualität durch Innovationen und Investitionen sichern

Mit dem erreichten Niveau an Service- und Angebotsqualität sei die Branche derzeit absolut konkurrenzfähig, konstatierte TMV-Präsident Jürgen Seidel und verwies auf das aktuelle Beispiel, dass zwei von sieben der für den Deutschen Tourismuspreis 2014 Nominierten aus MV stammen. „Im Sommer nehmen wir es auch mit dem Mittelmeer auf. Das soll, kann und muss trotz höheren Wettbewerbsdrucks durch Investitionen in benachbarten Urlaubsregionen in Ost und West auch so bleiben“, umriss er die zukünftigen Herausforderungen. Diese bestehen unter anderem darin, die benötigten Fachkräfte zu sichern, die Vor- und Nachsaison weiter zu fördern, noch mehr Gäste aus Süddeutschland und dem Ausland mittels gebündeltem Marketing zu überzeugen, die Verkehrs- und vor allem Fluganbindung zu verbessern, den ländlichen Tourismus durch Projekte wie das seit drei Jahren laufende „LandArt“ zu stärken sowie bestehende Tourismusbetriebe durch Innovationen und Investitionen weiterzuentwickeln. Wichtig seien zudem sichere und ausreichende Möglichkeiten der Finanzierung von touristischer Infrastruktur und Marketing und verträgliche Kompromisse im Verhältnis zu anderen Branchen und wirtschaftlichen Entwicklungszweigen des Landes. „Tourismus ist nicht alles, aber ohne den wichtigsten Querschnittsbereich Tourismus ist in Mecklenburg-Vorpommern alles nichts“, so Seidel.

Wirtschafts- und Tourismusminister Harry Glawe ergänzte abschließend: „Mir ist wichtig, dass Gäste, die einmal da waren, auch gern wiederkommen. Das funktioniert nur über ansprechende und abwechslungsreiche Angebote. Investitionen in die touristische Infrastruktur sind weiter nötig, um im Wettbewerb mit anderen weiter mithalten zu können. Daran arbeiten wir.“ Als Beispiel nannte der Minister den Ausbau von Wasserwanderrastplätzen (u. a. Baaber Bollwerk auf Rügen), den Ausbau von Radwegen (u. a. Ostseeküstenradweg rund um Stralsund), Promenaden (u. a. Timmendorf auf Poel) oder die Schaffung barrierefreier Strandzugänge (auf Usedom oder Altefähr auf Rügen). Im ersten Halbjahr wurden für 21 neue Investitionsvorhaben insgesamt 16,4 Millionen Euro Zuschüsse bewilligt. Dadurch können Investitionen in Höhe von 20,2 Millionen Euro realisiert werden.

Zum Download: Übernachtungsstatistik

Pressestelle Tourismusverband Mecklenburg-Vorpommern

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