Der Tourismuspreis Mecklenburg-Vorpommern geht in diesem Jahr an den langjährigen Vorsitzenden und Präsidenten des Landestourismusverbandes Jürgen Seidel, der zudem viele Jahre als Minister für den Tourismus im Nordosten verantwortlich zeichnete. Die zum 8. Mal vergebene, von der Deutschen Kreditbank (DKB) gestiftete und vom Künstler Thomas Jastram gestaltete Auszeichnung in Form einer Bronzefigur des Heiligen Christophorus wurde im Rahmen des 27. Tourismustages in Linstow überreicht. „Jürgen Seidel hat das Urlaubsland Mecklenburg-Vorpommern entscheidend mitgeformt, sowohl in seiner Verbandsfunktion als auch als Minister. Er hat den Aufbau des Tourismus nach 1990 miterlebt – neue Hotels und Straßen, Wege und Häfen, Ideen und Initiativen –, hat herausfordernde Themen wie die Vogelgrippe 2006 oder den G8-Gipfel 2007 moderiert und von vornherein vor Selbstzufriedenheit und zurückgehendem Engagement gewarnt. Immer hatte er den politischen Blick und den touristischen Blick – und wohl wie kein Zweiter in diesem Land verknüpfte er die Perspektiven. Der Titel ‚Mr. Tourismus‘ ist für einen Mann seiner Verdienste nicht übertrieben“, erklärte Laudator Wolfgang Waldmüller, der aktuelle Vorsitzende des Tourismusverbandes Mecklenburg-Vorpommern.
Jürgen Seidel war Mann der ersten Stunde in der Tourismusgeschichte des Landes. Am 27. März 1991 wurde er in Heiligendamm auf der außerordentlichen Mitgliederversammlung zur Konstituierung des Landesverbandes zum Vorsitzenden gewählt. Insgesamt 17 Jahre lang wirkte Jürgen Seidel abwechselnd als Vorsitzender und Präsident des Tourismusverbandes MV, dabei längere Zeiträume in konstruktiver und produktiver Zusammenarbeit mit Landtagspräsidentin Sylvia Bretschneider als Doppelspitze des Tourismusverbandes. Kurz vor Ende seiner Amtszeit beim TMV wurde im Frühjahr 2016 das Internationale Haus des Tourismus in Rostock eingeweiht, dessen Planung Seidel bereits im ausgehenden letzten Jahrtausend angestoßen und sie mit Beharrlichkeit bis zur Grundsteinlegung vorangetrieben hatte. Eine Reihe touristischer Institutionen haben in dem Gebäude ihren Platz neben dem Landestourismusverband gefunden. „Das Haus ist die Schaltzentrale für den Tourismus im Land und so etwas wie Jürgen Seidels Meisterstück. Es ist ein Haus der Gemeinsamkeit, des Dialogs, des Interessenausgleichs – und trägt damit wesentliche Charakterzüge auch Jürgen Seidels“, sagte Wolfgang Waldmüller.
Von 1994 bis 1996 war Seidel Minister für Bau, Landesentwicklung und Umwelt und von 1996 bis 1998 Minister für Wirtschaft in Mecklenburg-Vorpommern. Zwischen November 2006 bis 2011 arbeitete er als Minister für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus in MV und war damit erster und einziger Tourismusminister in Deutschland – ein besonderer Ausdruck der Wertschätzung gegenüber der Branche. In dieser Funktion initiierte Seidel unter anderem die bis heute erfolgreich fortgeführte Ostseetourismusinitiative, die im November 2008 mit dem 1. Ostseetourismusforum in Rostock ihren Anfang nahm und kürzlich beim 10. Forum im finnischen Turku ein Jubiläum beging. Im Jahr 2009 unterstützte er überdies den erstmals in Mecklenburg-Vorpommern ausgerichteten Germany Travel Mart (GTM), die größte internationale Einkäuferveranstaltung für den Deutschlandtourismus. 2020 wird die Veranstaltung erneut im Nordosten ausgetragen. Auf einer Reihe von Veranstaltungen zeigte sich Jürgen Seidel überdies von seiner musikalischen Seite – allein mit Gitarre oder in Begleitung seiner Band, den Black Tigers aus Waren/Müritz.
Genau wie der Tourismus im Nordosten nicht erst 1990 begann, begann auch Jürgen Seidels touristische Biografie nicht erst mit der deutschen Einheit. So war der studierte Diplom-Ingenieur von 1974 bis 1984 im Rat des Kreises Waren als Ratsmitglied für Umweltschutz, Wasserwirtschaft und Erholungswesen tätig und ab 1984 bis zur politischen Wende Geschäftsführer im Zweckverband Erholungswesen Waren. Nicht zuletzt aufgrund seiner Biografie war Seidel immer auch ein besonderer Fürsprecher der Tourismusentwicklung in der Mecklenburgischen Seenplatte und im Landesinneren.
Ehrennadeln gehen an Dr. Bernd Kuntze, Gerd Schröter und Marco Dorka
Neben dem Tourismuspreis wurden beim Tourismustag auch drei Ehrennadeln des Tourismusverbandes MV vergeben: Diese erhielten Dr. Bernd Kuntze, ehemaliger Geschäftsführer der Tourismus- und Kur GmbH Graal-Müritz, Gert Schröter, Vorsitzender der Jury im Qua-litätsmanagement Familienurlaub, und Marco Dorka, Geschäftsführer der „traumHaff“ Ferienhäuser Rieth am See.
Dr. Bernd Kuntze war von 1999 bis 2017 als Geschäftsführer der Tourismus- und Kur GmbH Graal-Müritz tätig und hat an der touristischen Entwicklung des Ostseeheilbades – beispielsweise an dessen Verdopplung der Übernachtungszahlen auf 1,2 Millionen – großen Anteil. Dabei hatte er vor allem auch die touristische Entwicklung der Destination Mecklenburgische Ostseeküste und des Urlaubslandes Mecklenburg-Vorpommern im Blick. So war er Vorsitzender des Marketingausschusses und ständiger Vertreter im Vorstand des Verbandes Mecklenburgischer Ostseebäder, Mitglied des Präsidiums und des Marketingausschusses des Bäderverbandes sowie aktiv in der Arbeitsgemeinschaft „Qualitätsoffensive in den Kur- und Erholungsorten MV“.
Gert Schröter war maßgeblich am Aufbau des Müritz Hotels, vor der Wende eines der damals größten und modernsten FDGB-Ferienhotels, beteiligt und stand diesem als ökonomischer Direktor vor. 1990 wurde er auch auf Wunsch der Belegschaft Hoteldirektor und leitete engagiert und erfolgreich eines der größten Ferien- und Tagungshotels in MV. In den Vorstandsgremien des TMV und der IHK Neubrandenburg war Schröter ein energischer Kämpfer für Gastgewerbe und Tourismus. 2005 in den Ruhestand verabschiedet, arbeitet er seit dem aktiv für familienfreundliche Angebote in MV und wurde 2008 Vorsitzender der Jury im Qualitätsmanagement Familienurlaub (QMF). Darüber hinaus ist er Sprecher beim Dehoga für den Landkreis Mecklenburgische Seenplatte und Ehrenmitglied im Arbeitskreis Tourismus der IHK Neubrandenburg.
Marco Dorka war zunächst stellvertretender Leiter des Amtes für Fremdenverkehr der Hansestadt Greifswald und initiierte unter anderem die Gründung des Fremdenverkehrsvereins Greifswald Stadt und Land sowie des Regionalen Fremdenverkehrsverbandes Vorpommern, heute Tourismusverband Vorpommern, der am 22. Oktober 1990 mit ihm als Vorstandsvorsitzenden seine Arbeit aufnahm. Er war darüber hinaus an der Gründung des MV-Landesverbandes aktiv beteiligt und wirkte von Anbeginn bis zu seinem Ausscheiden in diesem Jahr im Vorstand mit. Von 1994 bis 2003 hatte Marco Dorka die Geschäftsführung des Tourismusverbandes Vorpommern inne. Er unterstütze neben dem Aufbau seines Unternehmens „traumHaff Ferienhäuser am Stettiner Haff“ die Gründung der Netzwerke „Stettiner Haff” und „Riether Winkel” und damit das Marketing im ländlichen Raum aktiv.