Langsam gleitet das Boot über das Wasser, kleine Wellen plätschern am Bug. Der Wind zaust unser Haar, das rotbraune Segel steht stramm gespannt über den Köpfen. Ab und an spritzt Wasser über die Reling, die Sonne scheint warm. Am Steuerruder sitzt Kapitän Andreas Schönthier – er ist Fischer in Ahrenshoop hier auf der schönen Halbinsel Fischland-Darß-Zingst und seit 16 Jahren Besitzer des Zeesboots „Blondine“, mit dem wir nun unterwegs sind.
„Wenn mich etwas nervt, fahre ich über den Bodden und alles ist okay“In gemächlichem Tempo geht es über den Saaler Bodden, den südwestlichsten Teil der Boddenlandschaft zwischen Fischland-Darß-Zingst und dem Festland. Der Himmel ist klar und strahlend blau, so haben wir einen weiten Blick über das Wasser bis nach Ribnitz-Damgarten im Süden, und sogar die Türme von Rostock können wir in der Ferne sehen. „Ich liebe diese ruhigen Momente hier draußen“, sagt Andreas. „Wenn mich etwas nervt, fahre ich einfach eine Stunde über den Bodden und schon ist wieder alles okay.“ Das finden wir auch, ganz nach dem Motto: Was an Land war, bleibt an Land.
Die braunen Segel der Zeesboote auf dem Bodden sind typisch für die Region. Gefärbt wurden sie früher mit einem Sud aus Eichenrinde, der vor Schimmel und Fäulnis schützen sollte. Ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden solche Boote von den Boddenfischern genutzt, da sie nur einen geringen Tiefgang haben. Ein seitlich angebrachtes, großes Schleppnetz wurde auf dem Grund entlang gezogen, das nennen die Fischer „zeesen“. So entstand der Begriff Zeesboote.
In den 70er-Jahren war das Zeesboot von Andreas ein WrackDie Blondine von Andreas Schönthier gehört tatsächlich zu den ganz alten Zeesbooten. „Gebaut wurde sie 1930 in Freest. Sie ist etwa zwölf Meter lang, zehn Tonnen schwer und wurde sehr liebevoll restauriert“, erzählt der Kapitän stolz. Um das prachtvolle Boot stand es schon mal sehr viel schlechter. 1974 lag es als Wrack vor der Insel Ummanz, zwei Fischer aus Mönkebude retteten die Blondine vor ihrem endgültigen Zerfall. Heute fährt sie Urlauber umher und geht sogar ab und an ihrer alten Bestimmung nach. „Jedes Jahr am zweiten Septemberwochenende fischen wir richtig traditionell mit unseren Zeesbooten“, sagt der Skipper. „Und wer möchte, der kann uns begleiten.“ Ein Highlight für Gäste. Andreas selbst betreibt die Fischerei schon sein Leben lang, zuerst auf großen Seeschiffen, später dann an der Küste und seit den 70er-Jahren auch mit Zeesbooten.
Bei den Zeesboot- Regatten geht es richtig zur SacheGanz besonders viel Spaß machen ihm die Zeesboot-Regatten: „Da geht es richtig zur Sache“, sagt er. Urlauber dürfen während der Wettkämpfe nicht mit an Bord, „das ist Sache der Segelprofis.“ Doch auch von Land aus betrachtet ist so eine Regatta ein tolles Erlebnis. In den Häfen gibt es für die Gäste während der Veranstaltung Livemusik und natürlich viel Gutes zu essen. Die Regatten finden in den Sommermonaten statt. Gemütliche Zeesbootfahrten sind u. a. auch ab Dierhagen, Wustrow, Wieck, Zingst und Bodstedt mit liebevoll restaurierten Booten möglich.
Unser Ausflug mit der Blondine neigt sich derweil seinem Ende zu, sie hat wieder Kurs auf den Althäger Hafen genommen. Langsam kommen die anderen Boote und die gemütlichen Häuser in Sicht. Und nach der zünftigen Seefahrt bleibt jetzt nur noch ein Wunsch: möglichst bald wieder an Bord gehen zu können.
Weitere Informationen: www.fischland-darss-zingst.de
Weitere Fotos zum Herunterladen:
Kapitän Andreas Schönthier (Quelle: TMV/CMR/Anne Schüßler)
Hafen Altagen (Quelle: TMV/CMR/Joachim Negwer)
Zeesbootregatten auf der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst
Netz -und Zeesbootregatta Zingst |
3. Wochenende im Juni |
33. Wustrower Zeesbootregatta |
1. Wochenende im Juli |
30. Zeesboot-Regatta Dierhagen |
3. Wochenende im Juli |
25. Barther Zeesbootregatta |
vorletztes Wochenende im Juli |
19. Kleine Fischländer Wettfahrt in Wustrow |
letztes Wochenende im Juli |
53. Große Bodstedter Zeesbootregatta |
1. Wochenende im September |
24. Althäger Fischerregatta |
3. Wochenende im September |