„Mecklenburg-Vorpommern wird von seinen Gästen überdurchschnittlich häufig weiterempfohlen und oft mehrfach besucht. Zudem ist die Zufriedenheit der Gäste insgesamt sowie mit ihrer Unterkunft weiterhin hoch. Das sind gute Nachrichten. Allerdings werden dagegen beispielsweise die Erreichbarkeit des Urlaubslandes, der öffentliche Nahverkehr oder die Ladenöffnungszeiten schlechter eingeschätzt. Wir haben also noch einige Baustellen offen und müssen überlegen, wie wir sie schließen können“, bilanzierte Sylvia Bretschneider, Präsidentin des Landestourismusverbandes, zentrale Ergebnisse der ersten großen und repräsentativen Gästebefragung seit 2009/2010. Dafür wurden zwischen Sommer 2015 und Sommer 2016 6.000 Urlaubsgäste in allen Urlaubsregionen im Auftrag des Tourismusverbandes MV ausführlich befragt. Die Befragung ergibt ein genaues Profil der Stärken und Schwächen des Urlaubslandes. Der Verband und seine Partner werden die Resultate intensiv auswerten und Strategien von Werbung und Qualitätssicherung daran ausrichten.
Wirtschafts- und Tourismusminister Harry Glawe dankte den Gästen, die an der Befragung teilgenommen haben. „Das ist die beste Möglichkeit, direkte Anregungen für den Tourismus zu bekommen. Mit den Ergebnissen können wir gut arbeiten. Es wird deutlich, dass es ganz viel Licht und auch etwas Schatten gibt. Den Herausforderungen müssen wir uns weiter stellen. Ein Hauptziel ist es, dass unser Land das ganze Jahr für seine Gäste attraktiver wird. Wir haben noch Nachholbedarf bei den saisonunabhängigen Angeboten für unsere Gäste. Hier setzen wir an und werden weiter in ganzjährige Angebote investieren. Saison ist das ganze Jahr im Land“.
In den vergangenen zwei Jahren (2015/2016) wurden vom Wirtschafts- und Tourismusministerium 120 Millionen Euro für den Ausbau der touristischen Infrastruktur zur Verfügung gestellt. Damit werden beispielsweise Vorhaben wie das neu entstehende Polarium als neue Heimstätte der Eisbären und Pinguine im Rostocker Zoo, eine Ausstellungshalle für das Luftfahrttechnische Museum in Rechlin sowie der Ausbau des Wasserwanderrastplatzes in Glowe auf der Insel Rügen vorangetrieben. Die Mittel stammen aus der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ (GRW) und beispielsweise aus dem „Europäischen Fonds für regionale Entwicklung“ (EFRE).
Die persönlichen Einzelgespräche (Face-to-Face-Befragung) wurden mit standardisierten Fragebögen an touristisch relevanten Orten in allen Regionen des Landes geführt. Die wissenschaftliche Begleitung übernahmen die dwif Consulting GmbH sowie das auf Marktforschung spezialisierte Unternehmen Manova. Die Befragung fließt ein in den so genannten Qualitätsmonitor Deutschland-Tourismus, einer deutschlandweit repräsentativen Befragung.
Mehr als 90 Prozent sind zufrieden, mehr als 80 Prozent wollen wiederkommenEin wichtiges Ergebnis: 92 Prozent der MV-Gäste sind mit ihrem Aufenthalt zufrieden oder sehr zufrieden; der Mittelwert auf einer Notenskala von 1 bis 6 liegt mit 1,78 immer noch sehr hoch, wenngleich etwas niedriger als bei den 2010 veröffentlichten Vergleichsergebnissen (1,72). Noch etwas stärker ausgeprägt als vor sieben Jahren wiederum ist die Absicht, Mecklenburg-Vorpommern wieder zu besuchen – 81 Prozent der Gäste wollen sicher oder sehr sicher wiederkommen (Note 1,71 im Vergleich zu 1,77 bei der letzten Befragung). Auch der Wille, das Urlaubsziel Mecklenburg-Vorpommern sicher oder sehr sicher weiterzuempfehlen, ist noch größer als 2010: 91 Prozent der befragten Urlauber äußern sich entsprechend (Note 1,61 im Vergleich zu 1,74 bei der letzten Befragung). „Die Werbung von Mund zu Mund funktioniert, und das ist gut so. Denn persönliche Empfehlungen wecken Vertrauen. Damit Menschen ein Reiseziel weiterempfehlen, müssen ihnen Angebot, Service und Qualität gefallen haben – dies ist in Mecklenburg-Vorpommern mehrheitlich der Fall“, so Sylvia Bretschneider.
Positiv bewertet werden von den Gästen unter anderem auch die Landschaft (Note 1,46 zu 1,37 im Jahr 2010), die Gastfreundschaft (Note 1,72 zu 1,80 im Jahr 2010), die Atmosphäre (1,70 zu 1,69), das Ortsbild (1,83 zu 1,85) und die Architektur (1,84 zu 1,85).
Neben Licht auch Schatten: MV muss mit Konkurrenz und Gästeansprüchen Schritt haltenDie Verbandspräsidentin wies aber auch darauf hin, dass die Untersuchung Schwachstellen des Urlaubslandes offenbart und zudem insgesamt mehr Bereiche zeigt, in denen der Nordosten schlechter als vor sieben Jahren abschneidet, als Bereiche mit einer positiven Tendenz. So erhält das Angebot an öffentlichen Verkehrsmitteln nur die Durchschnittsnote 2,47 (2010: 2,26). Deutlich kritischer bewertet werden auch die über die Bäderverkaufsordnung eingeschränkten Öffnungszeiten (2,12 zu 1,99). Auch bei der Erreichbarkeit (2,14 zu 2,09 im Jahr 2010), der Barrierefreiheit (2,29, ohne Vergleichswert) oder der Beschilderung von Wegen (2,18 zu 2,01) besteht Verbesserungsbedarf. Zudem schneiden die Einkaufsmöglichkeiten (2,33 zu 2,13) schwächer ab als 2010. Mit dem Veranstaltungsangebot (2,44 zu 2,14), dem Schlechtwetterangebot (2,94 zu 2,27) und dem Kunst- und Kulturangebot (2,36 zu 2,06) werden überdies Bereiche schlechter bewertet, die zu den Handlungsschwerpunkten in touristischen Regionen und Gemeinden gehören. „Wir müssen die Signale ernst nehmen und wach und aktiv bleiben. Mecklenburg-Vorpommern hat in 25 Jahren viel in seine touristische Infrastruktur investiert. Doch die Ansprüche der Gäste steigen inzwischen offensichtlich schneller, auch weil die Konkurrenz aufgewacht ist.“
Inzwischen etwas mehr Gäste aus den westlichen BundesländernGefestigt hat Mecklenburg-Vorpommern seine Position als gesamtdeutsches Reiseziel. 52 Prozent der deutschen Gäste stammen laut Befragung aus den westlichen Bundesländern, 48 Prozent aus den östlichen Ländern. 2010 war dieses Verhältnis noch umgekehrt. Entsprechend hat sich der Anteil der Erstbesucher von 5,9 Prozent auf 10,0 Prozent verbessert. Zugleich bezeichnen sich deutlich mehr Urlauber als Stammgäste des Landes (42,4 % gegenüber 22,9 % 2010) gegenüber den so genannten Intervallgästen (36,4 %), die ab und zu wiederkehren. „Das Erfolgsrezept lautet, in den bevölkerungsreichen west- und süddeutschen Gegenden um neue Gäste zu werben, ohne die Stammgäste und die nachwachsenden Generationen in Ostdeutschland zu vernachlässigen“, sagte Sylvia Bretschneider. Angeführt wird die Liste der Herkunftsbundesländer von Nordrhein-Westfalen (14,7 %) vor Sachsen (12,4 %), Niedersachsen (11,0 %), Berlin (10,3 %) und Brandenburg (8,3 %). Es folgen Thüringen (6,3 %), Schleswig-Holstein (6,1 %), und Sachsen-Anhalt (5,7 %) vor den Gästen aus dem eigenen Bundesland (5,1 Prozent). Nach wie vor schwächer vertreten sind Gäste aus süddeutschen Bundesländern wie Bayern (3,9 %) oder Rheinland-Pfalz (2,1 %), aber auch aus Hamburg (2,4 %).
Sogar leicht gestiegen ist die Dauer des Aufenthaltes. Betrug sie im Jahr 2010 durchschnittlich 8,5 Nächte, sind es nun 8,7 Nächte. Bevorzugt zieht es die Gäste der Befragung zufolge in Hotels (36,2 %) und Ferienwohnungen bzw. Privatquartiere (34,0 %). Abgenommen hat der Anteil der Kur- und Rehakliniken, der bei 5,3 Prozent liegt.
Anteil der Familien wächstErfreulich ist, dass Mecklenburg-Vorpommern trotz einer insgesamt älter werdenden Klientel den Anteil von Familienurlaubern weiter steigern konnte. Familien und Familienverbände machen 28 Prozent der Gäste aus, das sind sechs Prozentpunkte mehr als 2010. Dazu Sylvia Bretschneider: „In diesen Bereich investiert das Land seit vielen Jahren viel Kraft – im Angebot und in der Werbung und arbeitet damit erfolgreich gegen den Trend an. Während die Zahl von Familien mit Kindern in Deutschland insgesamt rückläufig ist, steigt der Anteil dieser Gästegruppe in Mecklenburg-Vorpommern weiter an. Damit bauen wir zugleich auch die Gäste von morgen auf.“ Die größte Gruppe der Reisenden machen mit 50,0 Prozent nach wie vor Paare aus; 12,0 Prozent der Befragten gaben an, allein zu reisen.
Bildungsstand, Einkommen und Alter höher als 2010Fast 60 Prozent der Befragten (58,4 %) verfügen über einen höheren Bildungsstand mit Abitur bzw. Hochschulabschluss, 2010 lag dieser Anteil noch bei 43 Prozent. Mecklenburg-Vorpommern bewegt sich damit auch oberhalb des Bundesschnitts von 54,7 Prozent Reisenden mit höheren Abschlüssen. Überdurchschnittlich ist auch der Verdienst der Urlaubsgäste Mecklenburg-Vorpommerns. 40 Prozent haben ein monatliches Haushaltsnettoeinkommen zwischen 3.000 und 5.000 Euro, 12,6 Prozent sogar von mehr als 5.000 Euro (Vgl. in Deutschland Reisende insgesamt: 12,2 %). 41,2 Prozent haben angegeben, über monatlich zwischen 1.200 und 3.000 Euro netto zu verfügen. Für ihren Urlaubsaufenthalt mit Unterkunft, Dienstleistungen und Einkäufen geben die Gäste durchschnittlich rund 71 Euro pro Tag aus.
Eine weitere Erkenntnis der Befragung: Die Gäste altern mit. Das Durchschnittsalter der Urlauber im Nordosten beträgt nunmehr 52,8 Jahre (2010: 48,0 Jahre). Es liegt damit recht deutlich über dem Durchschnittsalter der deutschen Bevölkerung, das im Jahr 2013 laut Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung 44,1 Jahre betrug. Zu beachten ist bei diesem Vergleich, dass Kinder unter 14 Jahre bei der Gästebefragung nicht berücksichtigt wurden. 61 Prozent der nach MV Reisenden sind 50 Jahre oder älter; 21 Prozent sind zwischen 14 und 39 Jahre alt. Dementsprechend sind mehr als ein Viertel der Gäste (26,6 %) im Ruhestand, während Angestellte mit 42,6 Prozent die größte Gruppe bilden. Das Verhältnis von weiblichen zu männlichen Reisenden ist mit 51 zu 49 Prozent ausgeglichen.
Gäste suchen Ruhe und schätzen die natürlichen Vorzüge des LandesDie Entscheidung für Mecklenburg-Vorpommern als Urlaubsregion fällt insbesondere aufgrund der natürlichen Vorzüge des Landes. Drei Viertel der Befragten (72,5 %) fühlen sich von Landschaft und Natur angezogen. Geschätzt werden auch Luft und Klima (59,4 %) sowie Strände und Seen (51,0 %). Ruhe ist fast jedem Zweiten (46,6 %) ein wichtiges Bedürfnis. Zudem zählen für 41,5 Prozent gute Erfahrungen aus der Vergangenheit. Nachtleben, Einkaufsmöglichkeiten und gastronomische Angebote hingegen sind weniger relevant für die Urlaubsentscheidung.
Den Gästewünschen entsprechen die Urlaubsarten: Zwei Drittel der MV-Reisenden (66,3 %) verbringen einen Erholungsurlaub. Dahinter stehen Natururlaub (31,2 %) und Badeurlaub (29,4 %). Aktive Urlaubsformen folgen leicht abgesetzt, wobei Radreisen mit 22,1 Prozent Anteil an Bedeutung gewonnen haben und auch Aktiv-Urlaub allgemein (12,5 %) und Wanderurlaub (12,2 %) nennenswerte Anteile verbuchen. Kultururlaub spielt für 10,0 Prozent der MV-Gäste eine Rolle, als Städteurlauber sehen sich 9,8 Prozent. Wellness- und Gesundheitsurlaub sind wie erwartet im Winterhalbjahr von höherer Bedeutung als im Sommer. Mehrfachnennungen waren bei den Fragen dieser Kategorien möglich.
Bei den Aktivitäten im Urlaub dominieren die Klassiker: Die Gäste wollen Ausspannen, Flanieren und Spazieren, und sie wollen die Natur aktiv nutzen – beim Schwimmen, Radfahren oder Wandern. Zunehmend wichtiger wird der Genuss regionaler Speisen und Getränke. Eine eher untergeordnete Rolle bei den Aktivitäten spielen kulturelle Angebote.
Information im Netz, Buchung direkt bei der UnterkunftEin differenziertes Bild ergibt sich bei den Informationsquellen der Urlauber: Vorn rangiert das Internet, über das sich zwei Drittel der Gäste (67,9 %) informieren. Weiterhin wichtig sind jedoch auch gedruckte Informationen in Reiseführern, Broschüren oder Berichten (41,4 %). Daneben zählen auch Empfehlungen von Freunden, Bekannten und Verwandten (37,3 %).
Weniger relevant sind Social-Media-Kanäle (1,9 %) und Messen (0,6 %). Gebucht wird wiederum vornehmlich in der Unterkunft selbst – 61,6 Prozent wählen diesen Weg. Internetportale und Buchungsplattformen folgen mit starkem Zuwachs mit 15,3 Prozent (2010: 2,0 %). Auf Reisebüros und -veranstalter entfallen 8,2 Prozent der Buchungen. Die meisten Buchungen werden per Telefon (38,2 %) und Internet (37,0 %) getätigt. Im Vergleich zur letzten Gästebefragung haben mittel- und langfristige Buchungen deutlich zugenommen – weit mehr als die Hälfte der Urlauber (57,0 %) sichert sich die Unterkunft mindestens zwei Monate vor der Reise, darunter vermutlich viele Stammgäste. Daneben gibt es mit 14,2 Prozent aber auch mehr spontane Gäste, die frühestens eine Woche vor Reiseantritt buchen.
Anreise per PKW dominiertMehr als 80 Prozent der MV-Gäste reisen auf den Straßen an ihr Urlaubsziel, die meisten per PKW (72,5 %). Leicht rückläufig ist der Anteil der Bahn (9,6 %), gestiegen hingegen sind Reisen per Wohnwagen bzw. Wohnmobil (9,6 %) sowie per Bus (4,7%), was auf die Liberalisierung des Fernbusmarktes und das inzwischen gute Fernbusnetz zurückzuführen ist. Eine untergeordnete Rolle spielen Schiffs- und Fähranreisen (1,1 %) sowie der Flugverkehr (0,5 %).
Weitere Grafiken zur Gästebefragung Qualitätsmonitor Deutschland-Tourismus