Der Tourismuspreis Mecklenburg-Vorpommern geht in diesem Jahr an Robert Dahl, Geschäftsführer der Karls Markt OHG aus Rövershagen. Die zum zehnten Mal vergebene, von der Deutschen Kreditbank (DKB) gestiftete und vom Künstler Thomas Jastram gestaltete Auszeichnung in Form einer Bronzefigur des Heiligen Christophorus wurde im Rahmen des 29. Tourismustages in Warnemünde überreicht. „Robert Dahl ist ein Ausnahmeunternehmer mit Weitblick, dem es gelungen ist, ein ganzes Imperium um die Erdbeere aufzubauen und Besucher immer wieder durch neue Attraktionen in seinen drei Erlebnis-Dörfern im Nordosten zu begeistern“, sagte Laudator Wolfgang Waldmüller, Präsident des Tourismusverbandes Mecklenburg-Vorpommern.
1992 ließ sich Robert Dahl in Rövershagen bei Rostock nieder und pflanzte als gelernter Obstbauer Erdbeeren an. Damit kehrte er zurück zu seinen Wurzeln, denn ganz in der Nähe baute bereits sein Großvater Karl – daher der Name des Unternehmens – Erdbeeren an. Er startete mit einem zehn Hektar großen Erdbeerfeld und 13 Erdbeer-Verkaufshäuschen – eine Idee seiner Schwester Ulrike, die diese Häuschen im Erdbeer-Look bei einem Tennis-Turnier in Wimbledon sah und die Idee adaptierte. Das Startkapital kam von einer Aufbau-Ost-Bürgschaft der Landesregierung. Hinzu kamen ein kleiner Hofladen, in dem seine Frau Stephanie Erdbeerprodukte verkaufte, und ein Spielplatz.
Inzwischen ist aus dem kleinen Bauernladen mit angrenzendem Erdbeerfeld ein ganzes Erlebnis-Dorf geworden, zwei weitere dieser Art gibt es innerhalb der Landesgrenzen auf Usedom und Rügen, außerhalb in Elstal (Brandenburg) und Warnsdorf (Schleswig-Holstein). Der Zuspruch ist enorm. Allein in Mecklenburg-Vorpommern zählt Karls rund drei Millionen Besucher in den Erlebnis-Dörfern und gilt als meistbesuchte Freizeitattraktion im Nordosten. Zudem erntet Dahl rund 7.000 Tonnen Erdbeeren im Jahr, die er entweder direkt in seinen mehr als 400 Erdbeer-Häuschen verkauft oder die sich in veredelter Form in den Erlebnis-Dörfern wiederfinden. Dort gibt es nicht nur eine Vielzahl von Erdbeer-Produkten, darunter Erdbeereis, Erdbeer-Tee, Erdbeer-Punsch, Erdbeer-Marmelade oder Erdbeer-Seife, sondern auch Attraktionen wie einen fliegenden Kuhstall, die erste fest installierte Achterbahn Mecklenburg-Vorpommers, Traktor-Bahnen, das wohl kleinste Eis-Hotel der Welt, bizarre Eiswelten, Kartoffelsack-Rutschen und riesige Rutsch-Türme.
2018 ist Dahl zudem in das Beherbergungsgeschäft eingestiegen. Auf zwei Etagen bietet die Upcycling-Herberge „Alles Paletti“ in Rövershagen 50 Zimmer, so genannte Schatzkisten, in denen auf jeweils 26 Quadratmetern bis zu fünf Personen ausreichend Platz finden. Jede Unterkunft hat eine eigene Veranda mit Blick ins Grüne oder Richtung Erlebnis-Dorf. Das Besondere: Alle Unterkünfte des außergewöhnlichen Hotels bestehen fast ausschließlich aus Materialien mit Geschichte, die aufgearbeitet und neu arrangiert vor allem Familien mit Kindern eine abwechslungsreiche Auszeit bieten. So werden alte Paletten zu Betten, Kabeltrommeln zu Couchtischen, historisch anmutende Schlitten zu Badregalen, Transportkisten zu Schubladen und alte Stoffbeutel zu Sitzbezügen. Gleichzeitig muss mit kostenlosem WLAN, einem Smart-TV, USB-Steckdosen und einem modernen Bad mit Regenschauerdusche nicht auf zeitgemäßen Komfort verzichtet werden. Für das Hotel wurde Dahl 2019 mit dem ADAC-Tourismuspreis ausgezeichnet.
„Robert Dahl hat die Pforten in seinen Erlebnis-Dörfern 365 Tage geöffnet und trägt letztendlich entscheidend dazu bei, Mecklenburg-Vorpommern als Ganzjahresziel zu etablieren. Er ist gleichzeitig Touristiker, Netzwerker, Großdenker, Markenbotschafter, Kosmopolit und Visionär und am Ende bodenständiger Obstbauer geblieben“, so Waldmüller abschließend.
Robert Dahl reiht sich ein in die Liste verdienstvoller Persönlichkeiten, Institutionen und Produktionen, die den Tourismuspreis Mecklenburg-Vorpommern seit seiner Einführung vor neun Jahren erhielten:
- 2010 Professor Gottfried Kiesow (†), Deutsche Stiftung Denkmalschutz; Aktionsgemeinschaft „Freier Himmel“
- 2011 Professor Michael Succow, Biologe und Träger des Alternativen Nobelpreises
- 2012 Dr. Mathias von Hülsen, ehem. Intendant Festspiele Mecklenburg-Vorpommern; Wolfgang Bordel, Intendant Vorpommersche Landesbühne
- 2013 Jost Reinhold, Jost-Reinhold-Stiftung
- 2014 Horst Rahe, Deutsche Seereederei
- 2015 Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger
- 2016 Störtebeker Festspiele GmbH und Co. KG
- 2017 Jürgen Seidel, langjähriger Vorsitzender und Präsident des Landestourismusverbandes sowie Minister für Tourismus Mecklenburg-Vorpommern
- 2018 SOKO Wismar
Neben dem Tourismuspreis wurden beim Tourismustag auch drei Ehrennadeln des Tourismusverbandes MV vergeben: Diese erhielten
Rolf Seelige-Steinhoff, Geschäftsführer der Seetel Hotel GmbH & Co. Betriebs-KG,
Tilo Braune, langjähriger Vorsitzender des Tourismusverbandes Vorpommern, sowie
Norbert Rethmann, Ehrenvorsitzender des Aufsichtsrates der Rethmann SE & Co. KG.
Rolf Seelige-Steinhoff, Geschäftsführer der Seetel Hotel GmbH & Co. Betriebs-KG, gilt als aktiver Wegbereiter für den Tourismus auf der Insel Usedom und ist größter Arbeitgeber des Eilandes: In den 16 familiengeführten Häusern auf der Urlaubsinsel, die seit Gründung des Unternehmens im Jahr 1992 entstanden sind und vom Drei-Sterne-Familienresort bis zum Fünf-Sterne-Luxushotel reichen, sind rund 460 Mitarbeiter beschäftigt. Die Unternehmensgruppe ist bekannt für ihre innovativen Nachwuchskonzepte wie „Seetel sucht Deutschlands Super-Azubis“, mit denen sie dem Fachkräftemangel im Land entgegenwirkt. Hinzu kommen Steinhoffs langjährige ehrenamtliche Tätigkeiten in unterschiedlichen regional und überregional agierenden Gremien. So übernahm er im Herbst 2005 den Vorsitz im Vorstand des Fördervereins Usedomer Musikfreunde, der mit dem Usedomer Musikfestival und den Usedomer Literaturtagen jährlich kulturelle Hochkaräter in Mecklenburg-Vorpommern veranstaltet.
Mit
Tilo Braune trägt ein Mann die Ehrennadel, der 17 Jahre lang die Geschicke des Tourismusverbandes Vorpommern als Vorsitzender gelenkt und in dieser Zeit viel Wertvolles auf den Weg gebracht hat: etwa die Tourismustage in Vorpommern, die sich seit 2008 der Tourismusentwicklung auf dem Vorpommerschen Festland widmen, oder die jährliche Veranstaltungsreihe „KunstOffen“ in Vorpommern, die zu Pfingsten etwa 30.000 Besucher in die geöffneten Ateliers der Region lockt. Tilo Braune hat das Thema Nachhaltigkeit in Vorpommern forciert und mit touristischen Anbietern an der Peene gleich zwei Tourismuspreise gewonnen: den „EDEN-Award“ für die Region Vorpommersche Flusslandschaft im Jahr 2010 sowie den Sonderpreis im Bundeswettbewerb Nachhaltige Tourismusdestination im Bereich „Naturerlebnis und Biologische Vielfalt“ für die Peeneregion im Jahr 2017.
Norbert Rethmann, der heutige Ehrenvorsitzende des Aufsichtsrates der Rethmann SE & Co. KG, hat im Jahr 1994 Land in Wamckow, einem Ortsteil von Kobrow im Landkreis Ludwigslust-Parchim, erworben und wohnt seitdem in Mecklenburg-Vorpommern. Seither investiert er fortwährend in touristische Strukturen und trägt damit maßgeblich zur Entwicklung des ländlichen Raumes bei. So setzte er sich etwa für den Erhalt und Aufbau der Dorfkirche in Kobrow ein sowie für zahlreiche Sanierungs- und Restaurationsprojekte in der Stadt Sternberg. Im Amt des Bürgermeisters von Kobrow, welches er von 1999 bis 2009 bekleidete, engagierte er sich zudem stark für die Reiseregion Sternberger Seenland. Gemeinsam mit seiner Familie unterstützt er eine Vielzahl von sozialen und kulturellen Aktivitäten, die auch über Mecklenburg-Vorpommern hinaus Bedeutung haben. Im Juni 2006 eröffneten Norbert Rethmann und seine Familie in Kobrow das Mecklenburgische Kutschenmuseum, in dem Gäste und Einheimische heute auf mehr als 2.300 Quadratmetern etwa 200 Kutschenwagen, Fuhrwerke und Schlitten aus 13 Nationen bestaunen können. Mit dieser Privatsammlung stellt er die historischen Fahrzeuge einer breiten Öffentlichkeit zur Besichtigung zur Verfügung. Seit 2015 steht der Unternehmer dem Welterbe Schwerin Förderverein vor, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, das Residenzensemble der Landeshauptstadt als UNESCO-Welterbe anerkennen zu lassen.