Ein wenig behäbig schwimmt er durch sein Reich, der Waxdick im Flussmündungsbecken des Ostsee-Aquariums im Ozeaneum Stralsund. Unter den fünf Stören im gut 65.000 Liter fassenden Rundbecken ist er der Senior in der Gruppe, die in diesem Jahr wohl mehr Aufmerksamkeit erfahren wird, als üblich. Denn die einst größte heimische Fischart wurde für 2014 zum Fisch des Jahres benannt.
Auf mittlerweile 48 Jahre wird der alte Waxdick geschätzt, der den Museumsbesuchern im Aquarium durch seine helle Körperfarbe auffällt. 1968 ging das etwa dreijährige und rund 50 Zentimeter große Tier einem Usedomer Fischer ins Netz. Dieser übergab den Fang an das Meeresmuseeum in Stralsund. Seit der Eröffnung des Ozeaneums zeigt das Meeresmuseeum ausschließlich tropische und Mittelmeer-Aquarien. So zog der Stör 2008 in das nur wenige Minuten entfernte Ozeaneum um, wo die nördlichen Meere im Mittelpunkt stehen. Der Waxdick kam – vom Tierarzt sachkundig begleitet – mit dem Ortswechsel gut zurecht und kann theoretisch sehr lange seine Runden im Flussmündungsbecken drehen: Störe können über einhundert Jahre alt werden.
Im Ozeaneum können Besucher mit etwas Glück jeweils dienstags um 13.30 Uhr erleben, wie ein Taucher Störe im Aquarium von Hand füttert. Besonders gut lässt sich dabei beobachten, wie die Bodenfresser ihr Maul mehrere Zentimeter hervorstülpen, um Nahrung aufzunehmen. Die ebenfalls im Flussmündungsbecken lebenden Meerforellen, Atlantischen Lachse und Flussbarsche fressen alles, was ihnen vor das Maul kommt – theoretisch auch das Futter der Störe. Damit diese nicht zu kurz kommen, reicht ein Taucher den Bodenbewohnern direkt ihre Filethappen.
Die Gesellschafter des Waxdicks im Ozeaneum sind ein weiterer Waxdick, ein Atlantischer Stör und zwei Bester, so nennt man die Hybriden zwischen den Störarten Sterlet und Hausen. Letzterer wird auch als Beluga-Stör bezeichnet. Störe sind heute weltweit vom Aussterben bedroht. Bis Anfang des 20. Jahrhunderts waren in Deutschland zwei Störarten ansässig, der Europäische und der Atlantische Stör. Diese Fische konnten früher bis zu drei und der Hausen sogar über fünf Meter groß werden. Dem Wanderfisch, der im Süßwasser aufwächst und dann im Meer lebt, macht neben der rücksichtslosen Bejagung, unter anderem wegen seines wertvollen Rogens, auch die Verbauung der Flüsse zu schaffen, die er zum Ablaichen aufsucht.
Weitere Informatioen:
www.ozeaneum.de,
www.meeresmuseum.de