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20.11.2014

4 min

Tourismusverband: MV muss Verkehrssituation mit mehr Mut und Klarheit gestalten und verbessern

Mobilität als zentrale Herausforderung für Tourismusentwicklung / 10-Punkte-Papier zur besseren Erreichbarkeit

Anreiseverkehrsmittel Mecklenburg-Vorpommern (Quelle: F.U.R. Reiseanalyse 2014, Repro: TMV) © Anreiseverkehrsmittel Mecklenburg-Vorpommern (Quelle: F.U.R. Reiseanalyse 2014, Repro: TMV)
Der Tourismusverband Mecklenburg-Vorpommern hat Bund und Land zu einer besser koordinierten und effektiveren Verkehrspolitik mit mehr Mut, Klarheit und Konzept aufgerufen. „Mobilität ist eine der zentralen Herausforderungen der kommenden Jahrzehnte. Als mehrheitlich ländlich geprägte Region mit hohem Tourismusaufkommen dürfen wir nicht den Mangel verwalten, sondern müssen Möglichkeiten schaffen und gestalten“, erklärte Verbandspräsident Jürgen Seidel auf dem 24. Tourismustag des Landes Mecklenburg-Vorpommern, zu dem sich unter dem Titel „Nachhaltige Mobilität im Spannungsfeld von Tourismus und Alltagsverkehr“ rund 250 Branchenvertreter versammelten. Im Kern läge die Herausforderung bei der Vermittlung zwischen derzeit 1,6 Millionen Einwohnern und jährlich mehr als elf Millionen Übernachtungsgästen sowie rund 70 Millionen Tagestouristen aus MV oder anderen Bundesländern. Zudem sei neben den demografischen Veränderungen auch der ökologische Wandel zu bewältigen. Dabei sei auch die Tourismusbranche aufgerufen, stärker nach vernetzten, umweltverträglichen und möglichst förderfähigen Pilotprojekten in Modellregionen zu schauen. Gerade geografisch abgegrenzte Regionen wie Inseln oder Halbinseln würden sich dafür gut eignen, erklärte Seidel, der das Präsidentenamt am 21. November 2014 turnusmäßig an Landtagspräsidentin Sylvia Bretschneider übergibt und als Vorsitzender des Landestourismusverbandes weiter agiert. „Wir verstehen uns touristisch als eine der Top-Regionen Europas – in der Frage der Erreichbarkeit und Verkehrsanbindung aber sind wir nur Mittelmaß. Das ist ein handfester Nachteil im Wettbewerb. Die Tourismusbranche steht vor der schwer lösbaren Aufgabe, Mecklenburg-Vorpommern weiter zu internationalisieren, aber aus dem Ausland nur mühsam erreichbar zu sein“, erklärte Seidel. Dem Urlaubsland mangele es an Zukunftssicherheit der Flughäfen genauso wie an der Anbindung an ein Luftverkehrsdrehkreuz, es fehlten touristisch relevante ICE- und IC-Linien und auf manche Insel oder Halbinsel sogar die Gleisanbindung. Auf einigen Straßen im Land oder auf dem Weg ins Land bestünden nach wie vor Nadelöhre und im Marina-Netz an der Außenküste noch entscheidende Lücken. Zudem seien andere ländlich geprägte Regionen bei der Entwicklung nachhaltiger Modellprojekte weiter als MV, fasste Seidel zusammen und verwies auf ein zum Tourismustag veröffentlichtes Diskussionspapier, das aus landestouristischer Perspektive zehn Punkte für mehr Mobilität in MV enthält. Dazu zählen:









































Konzept

  1. schnelle Fertigstellung eines integrierten Landesverkehrsplanes wie lt. Koalitionsvereinbarung vorgesehen (mit Leitlinien für eine ökonomisch, sozial und ökologisch nachhaltige Verkehrspolitik) im Sinne insbesondere der besseren Verzahnung der Alltags- und der touristischen Verkehre


Vernetzung

  1. bessere Vernetzung von Fernverkehr (Zug, Fernbus, Flugzeug) mit Regional- und Nahverkehr/ÖPNV mit Shuttle-Funktion; Auflegen eines Fernbus- bzw. Fernverkehrskonzeptes für das Land bzw. Berücksichtigung im Landesverkehrsplan


Straße

  1. Verbesserung der Erreichbarkeit des Landes über BAB durch u. a. zügigen  Lückenschluss A 14 Schwerin – Magdeburg (Bundesverkehrswegeplan) und Weiterbau A 20 in Schleswig-Holstein/Niedersachsen sowie mehrspurigen Anschlussstellen der A 20 an A 1 und später A 7;

  2. weiterer Ausbau Bundes- und Landesstraßennetz in Tourismusregionen wie z. B. B 96n auf Rügen (s. Bundesverkehrswegeplan), B96 in der Mecklenburgischen Seenplatte (s. Bundesverkehrswegeplan), Usedom, Fischland-Darß-Zingst und Mecklenburgische Ostseeküste


Luft

  1. idealerweise tägliche Fluganbindung des Flughafens Rostock-Laage an ein Luftverkehrsdrehkreuz in Deutschland und Etablieren von Shuttle-Verkehren in touristische Regionen; Überarbeitung des Luftverkehrskonzeptes mit klaren Aussagen für die touristisch relevanten Flughäfen Rostock-Laage und Heringsdorf/Usedom


Schiene

  1. ICE-/IC-Verkehre in kurzen Intervallen aus den Ballungsräumen in Deutschland in die größeren Städte des Landes MV (Rostock, Schwerin, Stralsund)




  1. mindestens saisonale regelmäßige Fernzuganbindung der touristischen Schwerpunktregionen


Wasser

  1. Herstellung eines funktionsfähigen Netzes von Marinas an der Außenküste von MV insbesondere durch Lückenschluss auf Fischland-Darß-Zingst




  1. Erhalt der touristischen Funktionsfähigkeit der Bundeswasserstraßen in MV


Touristisches Wegenetz

  1. Fertigstellung eines gebrauchsfähigen landesweiten Katasters zu den Rad-, Wander- und Reitwegen in MV sowie abgestimmter und strategischer Ausbau und Pflege des touristischen Wegenetzes trotz teils unterschiedlicher Zuständigkeit; Integration landesweiter Netzkonzepte in integrierten Landesverkehrsplan


Innovation

  1. Unterstützung von Pilotprojekten und Modellregionen zur Entwicklung vernetzter, nachhaltiger, zukunftsgerichteter und ökologisch verträglicher Verkehre in touristischen Schwerpunktregionen und in Entwicklungsregionen im ländlichen Raum unter Berücksichtigung von Entwicklungen wie alternative Antriebe (z. B. E-Mobilität), Car-Sharing-, Fahrdienst- und Shuttle-Systeme, ggf. kombiniert mit Gästekartenmodellen



Die Erreichbarkeit Mecklenburg-Vorpommerns und die Verkehrssituation innerhalb des Landes werden von vielen Urlaubsgästen seit längerem als schwierig eingeschätzt. So wird die Gesamtzufriedenheit laut repräsentativer Gästebefragung (Qualitätsmonitor) auf einer Skala von 1 bis 6 mit dem Durchschnittswert von 1,7 eingeschätzt, die Verkehrsanbindung und die öffentlichen Verkehrsmittel allerdings nur mit 2,1 bzw. 2,3. Ein knappes Viertel der Urlaubsgäste ist in Bezug auf die Verkehrsanbindung und Erreichbarkeit mäßig begeistert bis eher enttäuscht. Nach der „Untersuchung zur Erschließung des internationalen Flugtourismus für die neuen Bundesländer“ (dwif, 2013) erkennen 40 Prozent der ostdeutschen Tourismusorganisationen die Erreichbarkeit als eine Schwäche oder große Schwäche an, wobei insbesondere Berlin und Brandenburg als auch Teile Sachsens und Thüringens als vergleichsweise gut erreichbar gelten können. Vier von fünf Urlaubsgästen (83,8 Prozent) kommen laut Reiseanalyse 2014 der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen (F. U. R.) mit dem PKW oder Wohnmobil nach Mecklenburg-Vorpommern. Acht Prozent wählen die Bahn – zum Vergleich: 2004 waren dies noch 12,1 Prozent. 6,1 Prozent nutzen den Bus zur Anreise, und jeweils nur 0,4 Prozent erreichen den Nordosten per Flugzeug oder Schiff. Jürgen Seidel sagte abschließend: „Die demografische Entwicklung wirkt sich auf die Mobilität vieler Menschen aus. Daraus entstehen neue Anforderungen für die Anbindung des Nordostens, denen sich Politik und Tourismusbranche gleichermaßen und noch stärker als bislang stellen müssen. Der Eindruck von Mecklenburg-Vorpommern darf nicht der einer entfernten oder abgehängten Region sein, sondern sollte dem eines vordenkenden und sich vernetzenden Landes mitten in Europa entsprechen. Wer touristisch als Schnellzug in die Zukunft rauschen und Grenzen überschreiten möchte, darf es nicht nur auf das Tempo und die Frequenz von Museumsbahnen bringen.“ zum Download: Übersicht zu Anreiseverkehrsmitteln (Quelle: F.U.R. Reiseanalyse 2014)