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04.09.2020

4 min

Auf nach Mecklenburg-Vorpommern: Kranichsaison im Nordosten

Rund 180.000 Kraniche rasten bis Ende Oktober zwischen Ostseeküste und Seenplatte

Bis Ende Oktober werden mehrere zehntausend majestätische Großvögel in Mecklenburg-Vorpommern erwartet. © TMV/Grundner
Kurs auf Mecklenburg-Vorpommern: Bis Ende Oktober können Naturliebhaber und Hobbyfotografen Zehntausende Kraniche aus dem skandinavischen und osteuropäischen Raum bestaunen, die auf dem Weg in ihre Winterquartiere in Frankreich und Spanien im Nordosten rasten. Besonders begehrt bei den majestätischen Großvögeln sind dabei die flachen Gewässer der Region „Darß-Zingster Boddenkette und Rügen“, die zu den bedeutendsten Kranichrastplätzen Europas zählt. Dazu Dr. Günter Nowald, Leiter des NABU-Kranichzentrums in Groß Mohrdorf bei Stralsund: „Allein in dieser Region haben im vergangenen Herbst rund 90.000 Kraniche zeitgleich neue Kräfte für ihren Weiterflug geschöpft, im gesamten Bundesland waren es etwa 195.000. Diese Rekordwerte lassen sich ganz klar auf die hervorragenden Zugbedingungen, also Wind aus nordöstlicher Richtung, sowie auf die gute Nahrungssituation der letzten Kranichsaison zurückführen. Wie viele Großvögel in den nächsten Wochen in Mecklenburg-Vorpommern rasten werden, hängt von der Wetterlage ab und lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt nur schwer vorhersagen. Im Durchschnitt erwarten wir etwa 70.000 Tiere an der Ostseeküste und rund 110.000 im Landesinneren, vor allem in der Müritz-Region und auf den Feuchtwiesen beim Schaalsee.“ Zudem wies Nowald darauf hin, dass Interessierte in diesem Jahr ihr eigenes Equipment zum Beobachten und Fotografieren der „Vögel des Glücks“ mitbringen müssen. „Aufgrund der Schutzbestimmungen im Zuge der Corona-Pandemie können im Rahmen von Führungen oder Exkursionen keine Ferngläser oder Kameras bereitgestellt werden“, so Nowald weiter. Beobachtungsmöglichkeiten in der Region „Darß-Zingster Boddenkette und Rügen“
Als Paradies für Zugvögel gilt die unbewohnte Insel Kirr, die durch den Zingster Strom von der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst getrennt ist. Gleich zwei Beobachtungsstationen auf dem Boddendeich südlich von Zingst bieten Besuchern eine direkte Sicht auf die Salzwiesen und Priele der Insel, die jährlich von mehreren Tausend Kranichen als Schlaf- und Rastplätze genutzt werden. Beim Kranich-Infomobil westlich des Ostseebades bekommen Interessierte darüber hinaus zusätzliche Informationen rund um die Großvögel. Die Inselgruppe Werder und Bock ist ebenfalls eine begehrte Anlaufstelle der Tiere und kann von der barrierefreien Aussichtsplattform Pramort aus optimal ins Visier genommen werden. Wer dort den abendlichen Einflug der Kraniche erleben möchte, benötigt eine Nationalpark-Card. Diese ist aufgrund der besonderen Schutzbestimmungen in diesem Jahr auf 13 Stück pro Tag limitiert und kann im Kurhaus Zingst für fünf Euro erworben werden. Auf dem Festland können die Großvögel auch tagsüber beobachtet werden. Beste Bedingungen dafür bietet die barrierefreie Station „Kranorama“ am Günzer See, die im Oktober voraussichtlich täglich von 9.00 bis 18.00 Uhr geöffnet ist. Aktuelle Informationen zu den Öffnungszeiten sind unter www.kraniche.de nachzulesen. Sie befindet sich unmittelbar neben Wiesen, auf denen mit Mais gefüttert wird, sodass sich dort neben Kranichen auch zahlreiche Enten, Gänse und mit etwas Glück sogar Seeadler tummeln. Arrangements zur 22. Woche des Kranichs
Vom 20. bis zum 27. September veranstaltet das NABU-Kranichzentrum in Groß Mohrdorf zu Ehren der so genannten Tänzer des Nordens die „22. Woche des Kranichs“ mit zahlreichen Veranstaltungen. So präsentiert Dr. Günter Nowald am 20. September im Kunstmuseum Ahrenshoop die Bildershow „Kraniche – Botschafter für den Frieden“. Im Bibelzentrum Barth können Gäste am 22. September einer Multimediashow von Naturfotograf und Kranichschützer Hermann Dirks zum Thema „Kraniche im Land des Polarlichts“ beiwohnen. Wer bei der Erfassung des Kranichrastbestandes behilflich sein möchte, kann sich der Exkursion nach Bisdorf am 26. September anschließen, die von einem Mitarbeiter des Kranichzentrums begleitet wird. Das gesamte Programm der „22. Woche des Kranichs“ und weitere Angebote des NABU-Kranichzentrums sind unter www.kraniche.de einsehbar. Tipps für den Müritz-Nationalpark
Im Müritz-Nationalpark können Gäste noch bis zum 31. Oktober täglich an geführten Touren zu den Wiesen am Rederangsee bei Waren (Müritz) teilnehmen und beobachten, wie mehrere Hundert Kraniche in den frühen Abendstunden ihren Schlafplatz aufsuchen. Dafür benötigen Interessierte ein so genanntes Kranich-Ticket, dass online unter www.nationalpark-service.de für zwölf Euro erhältlich ist. Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren bezahlen sogar nur fünf Euro. Um die sensiblen Großvögel bei ihrer Vorbereitung auf den Weiterflug in den Süden nicht zu stören, ist die Besucherzahl pro Tag auf 80 Personen begrenzt. Für die Wanderung werden darüber hinaus festes Schuhwerk sowie Kleidung in Grün- und Brauntönen empfohlen. Weiterführende Informationen gibt es unter www.nationalpark-service.de. Hinweise zu den Schlafplätzen in der Schaalseeregion
Auch in der Schaalseeregion im UNESCO-Biosphärenreservat Schaalsee nächtigen jedes Jahr mehrere Hundert Kraniche. Die Rastplätze am östlichen Ufer des Schaalsees beispielsweise lassen sich optimal von der Beobachtungsstation in Zarrentin aus bestaunen. Ebenfalls empfehlenswert ist die Plattform „Kranichkieker“ in Neuenkirchen. Diese bietet Gästen einen direkten Blick auf die Feuchtwiesen in den Neuenkirchener Niederungen, die auf Initiative der Stiftung Biosphäre Schaalsee, des Biosphärenreservatsamtes Schaalsee-Elbe sowie des Fördervereins Biosphäre Schaalsee in den vergangenen Jahren renaturiert wurden. Wer sich aktiv am Schutz der Kraniche und an der Wiedervernässung von Feuchtgebieten und Mooren in der Region beteiligen möchte, kann zur sogenannten Kranich-Schutz-Aktie greifen und für die Rettung des Schönwolder Moor spenden.
Weitere Informationen zur Aktion finden Interessierte unter www.kranich-schutz.de.